Prometheus und das Riechen
Liebe Familie, liebe Freundinnen, liebe Freunde,
leider kann ich Euch mit dem anliegenden Foto, die ich heute im Gartenparadieschen gemacht habe, nicht den Duft mitschicken, den ich immer und immer wieder eingesogen und glücklich lächelnd genossen habe: Flieder, Linden und Kirschlorbeer und vermutlich noch so einige Düfte, die meine Sinne, vor allem meinen Geruchssinn so richtig verwöhnt haben. Herrliche Glücksmomente!
Dankbar nachdenkend über mein heutiges olfaktorisches Glück, fallen mir weitere – teilweise Jahrzehnte zurückliegende - phänomenale Geruchserlebnisse ein, die meine Glückshormone stimuliert haben. Kennt Ihr das?
Mir fällt auch mein 1999 geschriebenes Gedicht mit dem Titel „Ich kann den Regen riechen“ wieder ein und sofort erinnert sich mein Gehirn an den so typischen Geruch des ersten Sommerregens.
Riechen – was für eine unglaublich vielfältige Sinnenerfahrung! Und die nur eines unserer Sinne! Unvorstellbar reich die Kombination mit den anderen und kaum vorstellbar das Leben eines Synästethikers.
Die Musik, die Ihr heute als Statt-Abendlied hört, stammt einem Farbsynästhetiker - dem russischen Pianisten und Komponist Alexander Skrjabin (1871 – 1915), einem Kommilitonen von Sergej Rachmaninov.
In der Partitur zu „Promethée“, seinem letzten Werk, hat Skrjabin neben dem berühmten mystischen (Prometheus-) Akkord sogar eine separate Stimme speziell für ein Farbklavier vorgesehen. Hier das Statt-Abendlied 4 - Teil 1 des Prometheus
Eines der Symptome der neuen Erkrankung ist der – vorübergehende - Verlust des Geruchssinnes. Nicht mehr riechen können, welche Vorstellung! Meine Mutter hatte im Alter ihren Geruchssinn verloren und es hat sie sehr unglücklich gemacht. Ich habe ihr Flieder und Maiglöckchen aus dem Garten gebracht, sie die Nase reingestreckt, tief eingesogen und sich richtig angestrengt, als wolle sie gut hinhören was ihr Gehirn sagt, aber die Information kam nicht durch.
Ich bin so dankbar für diesen Sinn, mit dem ich koche, backe, die Natur genieße, im Schlaf den Liebsten an meiner Seite weiß und mit dem ich in meiner Zeit als Schulleiterin blind jedes Klassenzimmer erkennen konnte. Natürlich hat er mich manchmal auch genervt, wenn er während der Migräne alles so unglaublich übertrieben deutlich machte und manchmal hätte ich ihn mir auch noch genauer gewünscht.
So gelten meine dankbaren Abendgedanken den uns gegebenen Sinnen und sind verbunden mit dem Wunsch, dass Menschen und Tiere ihre Sinne nutzen und genießen können, um die Schönheit unsere Welt und der sie Bewohnenden zu empfinden, wertzuschätzen und zu bewahren.
Einen sinnenreichen Abend und eine – auch für Eure Sinne – erholsame Nacht wünscht Euch ganz herzlich ...
P.S.: Heute Abend um 20:15 Uhr gehen wir zusammen mit unseren Karlsruher Freunden in die Oper – Verdis „Falstaff“ aus dem Hamburger Opernhaus – in angemessener Kleidung und mit leckerem Pausensnack.
Oder geht Ihr ins Livekonzert „One world together“ oder… ?
Einen schönen Abend Euch allen!